HErz Über Kopf

Was tun, wenn der analytische Verstand Liebe zur Leistungsfrage macht?

Zwei Tipps für alle, die die Sache gerne durchdenken.

Ich beobachte immer wieder, dass leistungsstarke, toughe und zielstrebige Frauen ihren analytischen Verstand bei Beziehungsfragen zurate ziehen. Dieser führt bei vielen alltäglichen Situationen zuverlässig zum Ziel, beim Thema Liebe führt er uns allerdings nicht vom Fleck.

Es ist eigentlich immer ratsam zu wissen, was man will, oder? Also überlegen wir uns auch bei der Partnersuche, was uns gefällt, womit wir klar kommen und was uns guttut. Manche mehr, manche weniger bewusst bestücken einen Kriterienkatalog voll Dos & Don’ts, Must & Mustn’t haves für den Partner (to be) und ziehen mit einem klaren Bild auf an die Datingfront. Was wir hier machen sieht bildlich gesprochen so aus: Wir setzen uns hinters Steuer, drücken aufs Gaspedal und ziehen gleichzeitig die Handbremse. Wir kommen nicht wirklich voran. Weshalb?

1. Entwickeln statt erreichen

Wenn wir wissen, was wir wollen, dann versteifen wir uns leicht darauf, genau das auch zu erreichen. Unsere Erwartungen werden Kriterien und Kriterien werden Ziele. Automatisch achten wir darauf, ob ein Partner passt, ob ihm etwas gelingt oder ob er etwas schafft. Wir sind quasi stets auf der Hut, gleichen ab und fühlen uns fast gar bestätigt, wenn dem Gegenüber etwas nicht so gelingt. Wir haben uns überlegt, was es braucht, um lieben zu können und damit unbewusst das Thema Liebe zur Leistungsfrage gemacht. Was aber, wenn wir uns durch diesen Fokus auf unsere genauen Vorstellungen eigentlich von der Liebe entfernen?

Was ist Liebe? Auch die hier angeführte Begriffsannäherung ist mit Sicherheit nicht ausreichend, um Liebe ganz zu begreifen. Aber sie gibt eine Denkrichtung und das ist im Moment Inspiration genug. M. Scott Peck*, Psychiater und Psychotherapeut, beschreibt Liebe als den Willen, sich selbst zu entwickeln, um das eigene oder das spirituelle Wachstum eines anderen zu fördern. Liebe ist hiernach immer damit verbunden, die eigenen Grenzen zu erweitern und selbst zu wachsen. Wenn wir lieben, wachsen wir und wenn wir wachsen, wachsen wir auch aus etwas heraus. Zum Beispiel aus Einstellungen, Ansichten und Erwartungen. Wenn wir lieben, entwickeln wir uns in einen höheren Seinszustand, den wir im Moment noch nicht erdenken können.

Kriterien, Dos & Don’ts, Must & Mustn’t haves beruhen auf einer Analyse der Vergangenheit und des Status quo. Diese Analyse an sich ist nicht schlecht. Im Gegenteil: Es ist gut sich selbst zu kennen und zu verstehen. Rammen wir diese Lehren der Vergangenheit jedoch wie Betonpfeiler in den Boden, laufen wir Gefahr, dass sie uns nicht nur die Sicht nehmen, sondern auch einengen. Halten wir uns zu sehr an ihnen fest, so möchten wir erhalten was ist. Bremsen wir damit Liebe nicht aus, bevor sie überhaupt erst starten konnte?

 

2. Machen statt ersehnen

Was also tun, wenn wir merken, dass wir den Partner (to be) heimlichen Leistungsprüfungen unterziehen?

Folgen wir dem hier angeführten Verständnis von Liebe, dann braucht Liebe immer auch Selbst-Liebe. Spirituelles Wachstum einer anderen Person zu fördern geht nicht, ohne sich selbst auch Entwicklung zu zugestehen. Wollen wir einer anderen Person Kraft geben, können wir das nur, indem wir unsere eigenen Kraftquellen zum Sprudeln bringen. Wollen wir unseren Kindern Selbstdisziplin beibringen, können wir das nur, indem wir selbstdiszipliniert sind. Wollen wir eine andere Person lieben, können wir das nur, indem wir uns selbst lieben.

Peck beschreibt Liebe nicht (vorrangig) als Gefühl oder Verlangen. Liebe ist weit mehr als „ich möchte“ oder „ich verlange“. Wir können uns nach Liebe sehnen ohne zu lieben. Sehnsucht nach Liebe ist nicht gleich Liebe. Liebe steckt in unseren Worten, Entscheidungen, Gesten und Handlungen. Liebe ist die Kombination aus Intention und Aktion. Wir werden nicht gezwungen und wir müssen auch nicht lieben, wir entscheiden uns dazu. Wir können noch so fest daran glauben, uns selbst oder eine andere Person zu lieben. So lange wir es nicht tatsächlich tun, liegt das daran, dass wir uns entschieden haben, nicht zu lieben.

Wenn unser analytischer Verstand Liebe zu einer Leistungsfrage gemacht hat, ist es höchste Eisenbahn, sich selbst ein bisschen mehr zu lieben! Und welch schönere Liebeserklärung kann man sich selbst machen, als sich erlauben zu wachsen und Kriterien hinter sich zu lassen?

Knöpft euch eure Dos & Don’ts, Must & Mustn’t haves der Beziehungsthemen vor und fragt euch:

>> Woher kommen sie?

>> Habt ihr sie selbst in den Kriterienkatalog geschrieben oder waren manche schon vorgedruckt?

>> Streicht so viele Kriterien weg, bis ihr nur noch die wichtigsten drei übrig habt. Was erfüllt sich für euch persönlich, wenn euer Partner sie erreicht oder wenn sie in eurer Beziehung gegeben sind?

>> Was denkt ihr, welche Grundbedürfnisse stecken hinter diesen Kriterien? Was könnt ihr tun, um diese selbst zu versorgen?

>> Was liebt ihr an euch? Was könnt ihr tun, um euch das selbst zu zeigen?

>> Welche eine Sache stört euch an euch? Welche positiven Seiten gäbe es ohne diese störende Sache nicht? Was könnt ihr tun, um euch auch für die derzeit nervigeren Dinge zu lieben?

>> Wie würde es aussehen, wenn ihr liebevoll mit euch selbst umgeht? Was könnt ihr tun, damit ihr bereits morgen ein bisschen liebevoller zu euch seid?

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Ricarda Rauch

Autor: Ricarda Rauch
Quelle: www.ifiwasme.de
Datum: 13. Februar 2019

* The road less travelled von M. Scott Peck

 
 
 
 

HErz Über Kopf

Was tun, wenn der analytische Verstand Liebe zur Leistungsfrage macht?

Zwei Tipps für alle, die die Sache gerne durchdenken.

Ich beobachte immer wieder, dass leistungsstarke, toughe und zielstrebige Frauen ihren analytischen Verstand bei Beziehungsfragen zurate ziehen. Dieser führt bei vielen alltäglichen Situationen zuverlässig zum Ziel, beim Thema Liebe führt er uns allerdings nicht vom Fleck.

Es ist eigentlich immer ratsam zu wissen, was man will, oder? Also überlegen wir uns auch bei der Partnersuche, was uns gefällt, womit wir klar kommen und was uns guttut. Manche mehr, manche weniger bewusst bestücken einen Kriterienkatalog voll Dos & Don’ts, Must & Mustn’t haves für den Partner (to be) und ziehen mit einem klaren Bild auf an die Datingfront. Was wir hier machen sieht bildlich gesprochen so aus: Wir setzen uns hinters Steuer, drücken aufs Gaspedal und ziehen gleichzeitig die Handbremse. Wir kommen nicht wirklich voran. Weshalb?

1. Entwickeln statt erreichen

Wenn wir wissen, was wir wollen, dann versteifen wir uns leicht darauf, genau das auch zu erreichen. Unsere Erwartungen werden Kriterien und Kriterien werden Ziele. Automatisch achten wir darauf, ob ein Partner passt, ob ihm etwas gelingt oder ob er etwas schafft. Wir sind quasi stets auf der Hut, gleichen ab und fühlen uns fast gar bestätigt, wenn dem Gegenüber etwas nicht so gelingt. Wir haben uns überlegt, was es braucht, um lieben zu können und damit unbewusst das Thema Liebe zur Leistungsfrage gemacht. Was aber, wenn wir uns durch diesen Fokus auf unsere genauen Vorstellungen eigentlich von der Liebe entfernen?

Was ist Liebe? Auch die hier angeführte Begriffsannäherung ist mit Sicherheit nicht ausreichend, um Liebe ganz zu begreifen. Aber sie gibt eine Denkrichtung und das ist im Moment Inspiration genug. M. Scott Peck*, Psychiater und Psychotherapeut, beschreibt Liebe als den Willen, sich selbst zu entwickeln, um das eigene oder das spirituelle Wachstum eines anderen zu fördern. Liebe ist hiernach immer damit verbunden, die eigenen Grenzen zu erweitern und selbst zu wachsen. Wenn wir lieben, wachsen wir und wenn wir wachsen, wachsen wir auch aus etwas heraus. Zum Beispiel aus Einstellungen, Ansichten und Erwartungen. Wenn wir lieben, entwickeln wir uns in einen höheren Seinszustand, den wir im Moment noch nicht erdenken können.

Kriterien, Dos & Don’ts, Must & Mustn’t haves beruhen auf einer Analyse der Vergangenheit und des Status quo. Diese Analyse an sich ist nicht schlecht. Im Gegenteil: Es ist gut sich selbst zu kennen und zu verstehen. Rammen wir diese Lehren der Vergangenheit jedoch wie Betonpfeiler in den Boden, laufen wir Gefahr, dass sie uns nicht nur die Sicht nehmen, sondern auch einengen. Halten wir uns zu sehr an ihnen fest, so möchten wir erhalten was ist. Bremsen wir damit Liebe nicht aus, bevor sie überhaupt erst starten konnte?

 

2. Machen statt ersehnen

Was also tun, wenn wir merken, dass wir den Partner (to be) heimlichen Leistungsprüfungen unterziehen?

Folgen wir dem hier angeführten Verständnis von Liebe, dann braucht Liebe immer auch Selbst-Liebe. Spirituelles Wachstum einer anderen Person zu fördern geht nicht, ohne sich selbst auch Entwicklung zu zugestehen. Wollen wir einer anderen Person Kraft geben, können wir das nur, indem wir unsere eigenen Kraftquellen zum Sprudeln bringen. Wollen wir unseren Kindern Selbstdisziplin beibringen, können wir das nur, indem wir selbstdiszipliniert sind. Wollen wir eine andere Person lieben, können wir das nur, indem wir uns selbst lieben.

Peck beschreibt Liebe nicht (vorrangig) als Gefühl oder Verlangen. Liebe ist weit mehr als „ich möchte“ oder „ich verlange“. Wir können uns nach Liebe sehnen ohne zu lieben. Sehnsucht nach Liebe ist nicht gleich Liebe. Liebe steckt in unseren Worten, Entscheidungen, Gesten und Handlungen. Liebe ist die Kombination aus Intention und Aktion. Wir werden nicht gezwungen und wir müssen auch nicht lieben, wir entscheiden uns dazu. Wir können noch so fest daran glauben, uns selbst oder eine andere Person zu lieben. So lange wir es nicht tatsächlich tun, liegt das daran, dass wir uns entschieden haben, nicht zu lieben.

Wenn unser analytischer Verstand Liebe zu einer Leistungsfrage gemacht hat, ist es höchste Eisenbahn, sich selbst ein bisschen mehr zu lieben! Und welch schönere Liebeserklärung kann man sich selbst machen, als sich erlauben zu wachsen und Kriterien hinter sich zu lassen?

Knöpft euch eure Dos & Don’ts, Must & Mustn’t haves der Beziehungsthemen vor und fragt euch:

>> Woher kommen sie?

>> Habt ihr sie selbst in den Kriterienkatalog geschrieben oder waren manche schon vorgedruckt?

>> Streicht so viele Kriterien weg, bis ihr nur noch die wichtigsten drei übrig habt. Was erfüllt sich für euch persönlich, wenn euer Partner sie erreicht oder wenn sie in eurer Beziehung gegeben sind?

>> Was denkt ihr, welche Grundbedürfnisse stecken hinter diesen Kriterien? Was könnt ihr tun, um diese selbst zu versorgen?

>> Was liebt ihr an euch? Was könnt ihr tun, um euch das selbst zu zeigen?

>> Welche eine Sache stört euch an euch? Welche positiven Seiten gäbe es ohne diese störende Sache nicht? Was könnt ihr tun, um euch auch für die derzeit nervigeren Dinge zu lieben?

>> Wie würde es aussehen, wenn ihr liebevoll mit euch selbst umgeht? Was könnt ihr tun, damit ihr bereits morgen ein bisschen liebevoller zu euch seid?

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Ricarda Rauch

Autor: Ricarda Rauch
Quelle: www.ifiwasme.de
Datum: 13. Februar 2019

* The road less travelled von M. Scott Peck

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